Eine frühe Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern macht es möglich, ein vermehrtes Auftreten von Flimmerepisoden zu verhindern und dadurch das Risiko für Schlaganfall deutlich zu senken.
Vorhofflimmern macht sich ganz unterschiedlich bemerkbar. Es kann anfallartig mit Herzrasen und -stolpern auftreten. Sie spüren den Herzschlag bis zum Hals, ein Druckgefühl im Brustkorb, haben Atemnot, Schweißausbrüche, Schwindel und Angst. Einige Patienten bemerken vor allem die nachlassende Leistungsfähigkeit, fühlen sich schneller erschöpft und müde. Etwa ein Drittel der Betroffenen hat zunächst jedoch keine spürbaren Beschwerden.
In vielen Fällen hören die Rhythmusstörungen innerhalb eines Tages von selbst wieder auf. Man spricht in diesem Fall von der paroxysmalen Form des Vorhofflimmerns. Häufen sich die Episoden, kann es zu einem andauernden Vorhofflimmern, der persistierenden Form, kommen.
Eine gute Hilfe, um Ihre Beschwerden selbst richtig einordnen zu können und dem Arzt wichtige Anhaltspunkte zu geben, ist die Checkliste Herzrhythmusstörungen, die das Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET) im Internet zum Download zur Verfügung stellt: www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de/sites/default/files/dateien/seiten/herzrhythmus_checkliste.pdf
Wenn Sie Beschwerden haben, die auf Vorhofflimmern hindeuten, gehen Sie rechtzeitig zum Arzt.
Am Anfang jeder Diagnose steht ein ausführliches Gespräch, bei dem Sie Ihrem Arzt die Art und Häufigkeit der Beschwerden schildern und Auskunft über etwaige Vorerkrankungen geben. Er wird nachfragen, ob es bei Ihnen Faktoren gibt, die das Auftreten von Vorhofflimmern begünstigen. Anschließend wird der Arzt Ihre Herzfunktion überprüfen. Dazu wird er Ihren Puls und Blutdruck messen und ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellen.
Auf dem Oberkörper des Patienten werden Elektroden aufgebracht, die die elektrischen Impulse des Herzschlags von der Körperoberfläche ableiten. Das EKG-Gerät verstärkt diese Impulse und stellt den Erregungsablauf auf einem Monitor dar oder zeichnet ihn über einen Schreiber auf einem Papierstreifen auf.
Elektrokardiogramm: Am zuverlässigsten lässt sich Vorhofflimmern durch Darstellung der Herzkurve im Elektrokardiogramm (EKG) feststellen. Das EKG registriert die elektrische Spannung, die während der Erregungsphase des Herzmuskels entsteht, und zeichnet diese Herzstromkurve auf. Am Verlauf der Kurve lassen sich Unregelmäßigkeiten beim Herzschlag feststellen. Bei Vorhofflimmern ist die normalerweise regelmäßige Abfolge der Erregungsphasen gestört (s. Grafik).
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Gesunde Herzkurve im EKG | Vorhofflimmern im EKG |
Üblicherweise wird die Herzkurve zunächst über mehrere Minuten erfasst, während der Patient in Ruhe liegt oder sitzt. Daher bezeichnet man diese Untersuchung auch als Ruhe-EKG. Das Problem: Bei vielen Patienten tritt Vorhofflimmern sporadisch auf. Liegen die Flimmerepisoden außerhalb der Aufzeichnungsphase, bleibt das Vorhofflimmern unerkannt. Aus diesem Grund folgt bei Verdacht auf Vorhofflimmern häufig ein Langzeit- EKG. Dabei wird die Herzstromkurve mittels eines tragbaren, batteriebetriebenen EKG-Geräts über einen Zeitraum von 24 Stunden aufgezeichnet. Bei manchen Patienten sind noch längere Aufzeichnungen sinnvoll. Dies ist z. B. mit einem sogenannten externen Loop-Rekorder oder implantierbaren EKG-Systemen möglich. Diese Geräte zeichnen kontinuierlich ein EKG auf und speichern automatisch die EKG-Episoden, in denen sich spezielle Veränderungen zeigen. Ein implantierter Loop-Rekorder, der bis zu drei Jahre im Körper verbleiben kann, ermöglicht die Überwachung des Herzrhythmus über einen langen Zeitraum.
Wenn sich der Verdacht auf Vorhofflimmern bestätigt hat, sind weitere Untersuchungen notwendig. Zunächst wird Ihnen Blut abgenommen. Die Blutanalyse dient vor allem dazu, mögliche Grunderkrankungen abzuklären. Nach dem Ruhe-EKG folgt nun ein Belastungs-EKG. Dabei werden die Herzströme aufgezeichnet, während Sie sich körperlich anstrengen, z. B. auf einem Fahrradergometer in die Pedale treten.
Ein auf Herzerkrankungen spezialisierter Facharzt (Kardiologe) wird eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) durchführen. Auf dem Ultraschallbild kann er die Pumpleistung des Herzens und den Blutfluss beobachten, Herzstruktur und Herzfunktion beurteilen und auch mögliche Gerinnsel erkennen. Sollten sich bereits Gerinnsel in den Vorhöfen gebildet haben, so ist das Schlaganfallrisiko stark erhöht.
Die Echokardiographie (kurz: Herzecho oder Herzultraschall) ist neben dem EKG eine der wichtigsten Untersuchungsmethoden in der Herzdiagnostik.
Noch detaillierter als die Standard-Echokardiographie, bei der das Ultraschallgerät von außen über die Brust geführt wird, ist das Schluckecho, medizinisch: transösophageale Echokardiographie (TEE). Dabei erfolgt die Ultraschalluntersuchung über einen Schallkopf, der mittels Schlauch in die Speiseröhre geführt wird. Solch ein Schluckecho erlaubt durch hochauflösende Darstellung einen detaillierten Blick auf die Herzklappen und die Vorhöfe, so dass selbst kleinere Blutgerinnsel erkennbar sind.
Viel zu oft bleibt Vorhofflimmern unbemerkt. Wenn es bei Ihnen Faktoren gibt, die das Auftreten von Vorhofflimmern begünstigen, ist es sinnvoll, dass Sie Ihren Arzt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung darauf ansprechen. Da Vorhofflimmern besonders häufig ältere Menschen betrifft, empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in ihren aktuellen Leitlinien, bei allen Patienten über 65 Jahre eine Vorsorgeuntersuchung zum Vorhofflimmern durchzuführen. Dabei sollten der Puls gemessen und ein Ruhe-EKG aufgezeichnet werden.